Dienstag, 5. Oktober 2010

Meine Erfahrungen zum Amazon Kindle 3

Wie viele vor mir habe auch ich mich vor einiger Zeit dazu entschieden, mir einen eBook-Reader (auch als eReader bezeichnet) zu kaufen.
Da Amazon aus damaliger Sicht in kürze seinen Kindle 3 herausbringen würde, und der Preis für die WiFi-Edition (139 USD) auch angemessen war, entschied ich mich dafür. Im übrigen hat der neue Kindle auch die aktuelle Display-Technologie (Pearl) mit an Bord, sodass man für das Geld keinen Schrott kauft.
Allerdings möchte ich mich in diesem Artikel nicht weiter zu den Eigenschaften des Kindle 3 äußern, da sowohl auf der Amazon.com Produktseite, als auch auf diversen anderen Webseiten (einfach mal googeln) genügend Informationen zu finden sind (Tipp: auf Youtube nach "kindle 3 review" suchen bringt sehr viele nützliche Informationen).
Vielmehr soll es darum gehen, welche Erfahrungen ich mit dem Kindle 3 und Amazon.com gemacht habe. Dabei gehe ich auf die einzelnen Etappen und Schwierigkeiten ein, die es zu bewältigen galt.

Die Bestellung
Da Anfang August der Kindle 3 WiFi noch nicht verkäuflich war, habe ich ihn vorbestellt. Dazu bin ich auf die Amazon U.S. Seite gegangen, da dieser vom Amazon Deutschland nicht vertrieben wird - schade eigentlich... (aber was nicht ist, wird bestimmt noch werden)
Im vorhinein kann man nicht mit Bestimmtheit sagen, wie viel man für die Bestellung bezahlen muss, das hängt vom tagesaktuellen Dollarkurs ab. Aber man kann schätzen, da der EUR/USD-Kurs oftmals nur in der 2. Kommastelle schwankt: 137 USD sind also rund 107 EUR. Wer denkt, damit sei das ganze erledigt, der irrt sich! Dazu kamen noch knapp 20 EUR Versandkosten (UPS) und die hierzulande üblichen 19% Mehrwertsteuer, sowie Zollgebühren - in der Summe also ungefähr 145 EUR - was immer noch günstiger war, als die damals in Deutschland verfügbaren Modelle.
Die Bezahlung erfolgte via VISA-Card - aus meiner Sicht problemlos.

Der Versand
Versendet wurde via UPS und die Sendung sollte innerhalb von 2 Werktagen ankommen. Von Amazon bakam ich eine sogenannte Tracking-Nummer, mit deren Hilfe ich die Sendung über die UPS-Webseite (wahlweise auch über die Bestellübersicht bei Amazon.com)  verfolgen konnte.
Ich musste allerdings feststellen, dass wenn man den Log-Daten von UPS glauben schenken durfte, meine Sendung mindestens 5 mal durch den Zoll gegangen war - was aus meiner Sicht völliger Blödsinn ist (man sollte die UPS-Angaben also nicht so ernst nehmen).
Die Sendung kam pünktlich wie erwartet an - die Zollgebühren wurden von Amazon in meinem Namen gedeckt, sodass dadurch die Zollabfertigung beschleunigt worden war.

Der 1. Kindle
Als ich den Kindle auspackte (wer sich anschauen möchte, wie er verpackt ist, sucht auf Youtube einfach mal nach "kindle 3 unpacking") war ich begeistert - alles funktionierte wie ich es mir vorgestellt hatte - bis auf die Tatsache, dass es klapperte, als ich ihn ein wenig schüttelte. Diese Tatsache, hatte ich allerdings erst einmal ignoriert, da ich dachte, dass das normal sei.
Nach einer Woche begeistertem Nutzen, stellte ich fest, dass er vergaß, wo ich zuletzt im Buch gewesen war. Das machte mich stutzig und ich suchte im Internet nach anderen, bei denen es auch klapperte - mit Erfolg. Anscheinend schien ich nicht der einzige zu sein, dem solche Probleme auftraten. Also entschied ich mich dazu, mein Garantierecht geltend zu machen.

Der Garantiefall
Meine Bedenken, was die Kulanz von Amazon anging, wurden komplett weggeweht, als ich mich an den Kundenservice wandte und ihm - natürlich auf Englisch - schriftlich mitteilte, dass mein Kindle defekt sei.
Nun wollten Sie via Telefon alles Weitere mit mir besprechen, um eine reibungslose Abwicklung zu gewährleisten. Ich gab also auf der Amazon Support-Seite meine Festnetznummer (Handynummern werden leider nicht akzeptiert) in ein Formular ein und wurde wenig später angerufen - sodass mir also keinerlei Kosten entstanden. Der Mitarbeiter war sehr hilfsbereit und kannte das Problem mit dem Klappern anscheinend schon, weshalb er ohne weitere Fragen alles in die Wege leitete und mir anschließend erklärte - natürlich wieder: alles auf Englisch. Auf meine Bitte hin, dass ich meinen alten Kindle erst zurückschicken würde, wenn der Neue angekommen wäre, sagte er mir, dass das kein Problem sei.
Es wurde also eine "Bestellung" eingeleitet und ich bekam wenig später meinen 2. Kindle, sodass ich den alten Kindle via DHL verschicken konnte. Dabei musste ich die Tracking-Nummer an Amazon übermitteln, damit sie mir die Versandkosten erstatten konnten. In dieser Zeit wurde meiner VISA-Card das Geld des 1. Kindle gutgeschrieben und das des 2. zeitgleich abgebucht (also eine ±0-Aktion).
Hinweis: Da ich Interesse hatte, ob der defekte Kindle bei Amazon schon angekommen war, gab ich die Tracking-Nummer bei DHL ein und bekam die Meldung, dass das Packet noch unterwegs sei - mittlerweile seit 2 Wochen. Als ich DHL darauf hin ansprach, sagten sie, dass sie einen Nachforschungsauftrag einleiten würden. Als ich selber ein bisschen nachforschte und Amazon fragte, ob er denn schon angekommen sei, sagten die mir ja - was mich aufatmen ließ.
Ich kann mir vorstellen, dass das Tracking nicht einwandfrei funktioniert, da DHL in Amerika mit dem Postunternehmen USPS zusammenarbeitet, und so vielleicht die Informationen verloren gegangen waren - aber das ist nur eine Vermutung.

Der 2. Kindle
Wie schon mit dem Ersten, war ich auch mit dem 2., was die Funktionen betraf, von Anfang an zufrieden. Die alle hier aufzuzählen, erscheint mit ein wenig sinnlos, da wie erwähnt, im Internet diverse Informationsmöglichkeiten bestehen. Deshalb beschränke ich mich auf die Funktionen, die mir persönlich am meisten gefallen haben:


Der Konvertierungsdienst von Amazon
Da ich immer zu faul dazu bin, das Micro-USB-Kabel hervorzukramen, wenn ich ein neues Dokument lesen möchte, bin ich dazu übergegangen, den Konvertierungsservice von Amazon zu nutzen. Dabei bekommt jeder Kindle-Besitzer eine eigene E-Mailadresse (*@kindle.com bzw. *@free.kindle.com), an die er als Anhang Dokumente schicken kann.
Wer jetzt einwänden möchte, dass dann doch jeder beliebige an diese Adresse etwas schicken kann (quasi Spam), den kann ich beruhigen, denn auf der "Manage My Kindle"-Seite kann man eine Auswahl von E-Mailadressen eintragen, die dazu berechtigt sind, Dokumente auf den Kindle zu schicken.
Ob man die Dokumente konvertiert werden, hängt von einigen Faktoren ab:
  • handelt es sich um ein nicht nativ unterstütztes Dateiformat (MOBI, PRC, HTML, DOC), wird dieses automatisch in das Amazon eigene Format AZW konvertiert
  • handelt es sich um ein nativ unterstütztes Dateiformat (PDF, TXT, AZW), wird dieses direkt ohne Konvertierung an den Kindle weitergeleitet
  • möchte man TXT oder PDF ins Amazon-Format überführen (gerade bei Romanen sehr sinnvoll), gibt man in der Betreffszeile der E-Mail "convert" ein (der Konvertierungsprozess ist in wenigen Minuten abgeschlossen - abhängig von der Größe der Datei)
Alle diese Dokumente werden vom Kindle automatisch heruntergelanden, sobald man mit ihm online geht.

Sortierfunktion "Collections"
Gerade für diejenigen, die ihre gesamte Bibliothek immer dabei haben möchten, ist diese Funktion Gold wert.
So kann man sich eigene Kollektionen anlegen, die die entsprechenden eBooks enthalten (Bspw. Fachbücher, Sachbücher, Belletristik, etc.)

Eigene Standby-Bildschirme
Leider liefert Amazon diese Funktion von Haus aus nicht mit - zumindest ist es bei der aktuellen Firmware (3.0.1) nicht vorgesehen. Standartmäßig wird eine Auswahl von vorgegebenen Bildern angezeigt, die - zumindest in meinen Augen - nicht immer meinen Geschmack treffen (sinnvoller wäre da die Anzeige des Covers des Buches, welches man gerade liest).
Doch findige Programmierer haben auch - wie schon bei den anderen Kindle-Generationen - eine Möglichkeit gefunden, diese Funktion verfügbar zu machen (siehe hier). Und dass es funktioniert, kann man am oberen Foto erkennen.

PDF-Support
Um PDFs in einer recht guten Qualität mobil lesen zu können, ist der Kindle derzeit echt klasse - wobei man sich überlegen sollte, ob man sich nicht lieber den Kindle DX (379 USD) kaufen sollte, denn der verfügt über ein größeres Display - 9,7 Zoll, im Gegensatz zum Kindle 3 mit 6 Zoll Bildschirmdiagonale. Wer eher auf  Farbe steht, der kommt aktuell nicht um den iPad (499 EUR) von Apple herum. Für solche, die also ausschließlich PDFs im A4-Format lesen möchten, ist der Kindle 3 ungeeignet, da die Zoomfunktionen nur begrenzten Komfort bietet (eine Zoom-Prozenteingabe wäre wünschenswert, zumindest aus Sicht der aktuellen Firmware-Version).

Fazit
In der Summe bin ich mit dem Gerät sehr zufrieden. Er erfüllt meine Wünsche voll und ganz. Auch die Möglichkeit, sich jederzeit an den Amazon.com-Support wenden zu können, der einem innerhalb von 12 Stunden antwortet, ist ein nicht zu vernachlässigender Punkt. Für alle diejenigen, die keinerlei Berührungsängste mit der englischen Sprache haben, sollte das alles also kein Problem sein. Weil eben Amazon Deutschland (leider) nicht viel mit Amazon U.S. gemein hat und deshalb zum Kindle auch keine Supportanfragen klären kann - aber das wird bestimmt noch kommen, zumal Amazon früher oder später den Kindle auch in Deutschland vermarkten muss, denn wenn ab Oktober dieses Jahres der "Oyo" von Thalia für 139 EUR auf den Markt kommt, muss Amazon bestimmt nachziehen um konkurrenzfähig zu bleiben.
Auch wird sich die zur Zeit noch sehr übersichtliche Auswahl von deutschen eBooks auf der Amazon.com-Seite bestimmt bald vergrößern.
Da Amazon die anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Klappern bestimmt bei den neuen Modellen beseitigt hat, kann man beruhigt den Kindle 3 kaufen.
Ich hoffe, dass ich denjenigen, die damit ringen, sich solch ein Gerät zu kaufen, ein wenig geholfen habe. Ganz sicher war der defekte Kindle nur eine Ausnahme und sollte deshalb nicht als Abschreckung angesehen werden - eher als Bestätigung der Kundenfreundlichkeit von Amazon.